LAUF (ik) _ Dialog statt Wahlkampf- acht Wochen vor den Wahlen setzte die SPD Lauf zumindest bei ihrem Neujahrsempfang einen eigenen Akzent. Beim traditionellen Treffen im Alten Rathaus in Lauf gaben die Sozialdemokraten keine Parolen aus oder bilanzierten eigene Erfolge, sondern ließen lieber einen sprechen, der als Person als Aushängeschild seiner Partei taugt: den frisch gebackenen Landtagsabgeordneten Arif Tasdelen aus Nürnberg.
Freilich betonte Ortsvorsitzender Gerd Lochner ist seiner kurzen Ansprache, dass es das Ziel sei, mit 3. Bürgermeister Georg Schweikert am 16. März den Chefsessel im Laufer Rathaus zu erobern. Noch mehr aber sei es der Wunsch der SPD, möglichst viele Menschen zum Gang an die Urnen zu bewegen und das mit einem Personalangebot, das für sich spreche, so Lochner. Auch die SPD-Unterbezirksvorsitzende Martina Baumann stieß in dieses Horn. Bürgermeister Benedikt Bisping, der traditionell beim Empfang der Laufer SPD ein Grußwort spricht, wünschte den Sozialdemokraten eine „gute Zukunft“ und bedankte sich für die Zusammenarbeit, die etwa im gemeinsam entwickelten Laufer Zukunftsprogramm Früchte trage.
Alexander Horlamus, der Landratskandidat der Kreis-SPD, gehört zu den Gesichtern, mit denen die SPD im Landkreis zukünftig punkten will. Der 29-jährige Rechtsanwalt und langjährige Laufer Stadtrat betritt politisches Neuland mit seiner Kandidatur, deren Ziele er in kurzen Worten skizzierte. Vor allem um Ausbildungsplätze im Landkreis will er sich im Fall einer Wahl kümmern und darum, dass bei Entscheidungen der Verwaltung stärker als bisher soziale Aspekte berücksichtigt werden. Im Umgang mit Asylbewerbern und Migranten wünschte er sich einen „offeneren Dialog“ und leitete damit zu Arif Tasdelen über, der den rund 80 Gästen, darunter auch die Bundestagsabgeordneten Martina Stamm-Fibich und Gabriela Heinrich, anhand seiner persönlichen Biografie deutlich machte, wie steinig der Weg für Migranten in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten war.
Im September 2013 ist Tasdelen für den Stimmkreis Nürnberg-Nord in den bayerischen Landtag eingezogen, als erster Abgeordneter mit Migrationshintergrund in Bayern überhaupt. Dass ausgerechnet er die Nachfolge von Renate Schmidt antrat, die zuletzt für Nürnberg-Nord im Landtag saß, mache ihn „stolz“, sagte Tasdelen. Als Integrationsbeauftragter seiner Partei kümmert sich der 39-Jährige, der acht Jahre für die SPD im Nürnberger Stadtrat saß, nun um die Belange der Migranten und Asylbewerber in Bayern.
Eine „bewusste Entscheidung“, so Tasdelen, der 1982 als Kind eines Gastarbeiters mit seiner Familie aus Anatolien nach Deutschland gekommen war und selbst Ausgrenzung und Vorbehalte erlebte, wie er an einigen Beispielen unaufgeregt aber eindringlich schilderte. Integration sei über viele Jahre hinweg „dem Zufall überlassen“ worden, kritisierte er, „in der Zeit, wo es die Leute gebraucht hätten, gab es keine Angebote“. Heute sei dies glücklicherweise anders, dennoch liege noch immer einiges im Argen. Mit seiner Arbeit an einem Integrationsgesetz will Tasdelen vor allem rechtliche Lücken schließen, die Zuzüglern, aber auch langjährig in Deutschland lebenden Migranten das Leben schwer machen. Ob bei Aufenthaltsgenehmigungen oder Ausreisen- noch immer lege der Staat den Menschen hohe Hürden in den Weg, betonte der Landtagsabgeordnete, der darauf hofft, mit dem Gesetz verlässliche Regelungen zu schaffen.
Sein eigentliches Credo an diesem Abend aber lautet, den Dialog zu suchen und Vorbehalte zwischen den Nationen abzubauen. Als er im vergangenen Jahr kandidierte, hätten sich viele Menschen gewundert, dass er fließend Deutsch spreche und eine gute Berufsausbildung besitze: „Was wissen Sie über Ihre Nachbarn?“, gab der 39-Jährige, der als Zollinspektor in Nürnberg arbeitete, den Anwesenden als Denkanstoß mit auf den Weg. Ein Appell, den Georg Schweikert dann doch noch aufgriff: Die SPD müsse sich das Thema Integration noch mehr als bisher auf die Fahnen schreiben, forderte der 3. Bürgermeister.